Herbst! Was für eine wundervolle Jahreszeit. Das ist die Zeit, in der tief verborgene, melancholische Gefühle aus der Tiefe meiner Seele auftauchen. Ich liebe das Licht, das seine Qualität verändert und meine Sinne gleich mit. Ich liebe die in der Sonne, in den schönsten Farben leuchtenden Blätter, die langsam im sanften Wind auf den Waldboden schweben oder im heulenden Herbststurm durch die Luft wirbeln und tanzen. Ich liebe es, morgens vom Haus aus zum Hühnerstall zu gehen und die Hühner für den kürzer werdenden Tag rauszulassen. Ich liebe es, wenn sie im Gänse- oder besser gesagt Hühnermarsch über den Hof laufen und ihr Futter aus der feuchten Erde picken. Ich liebe es, dass jetzt um 17 Uhr wieder wirklich 17 Uhr ist und der Tag in der Dunkelheit versinkt und der Nacht ihren Platz einräumt. Ich liebe es einfach, hier draussen im Wald zu leben, Natur pur. Luft zum Atmen, Platz zum Ausdehnen, was für ein Luxus. Als ich gestern mit meinem 13-jährigen Sohn von der Stadt nachhause gefahren bin, mitten durch den Wald, sagte er plötzlich: Schau mal der Baum da, Mama. Und ich musste lachen, weil wir ja umgeben von hunderten von Bäumen waren und es wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass es schwerfällt, in einem Wald den einzelnen Baum zu sehen. Und dann fiel mir der Spruch ein: Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen und ich dachte, eigentlich sollte es eher heissen, vor lauter Wald DEN Baum nicht mehr sehen. Und so kommt es mir mit der momentanen weltweiten Situation vor.
Worauf will ich denn nun eigentlich hinaus? Ich weiss es selbst nicht so genau. Denn als ich mich heute Morgen an den PC gesetzt habe, wollte ich einfach etwas über den Herbst schreiben. Doch es hat mich eine email von Airbnb erreicht, die mich nachdenklich, traurig und ja, ich geb es zu, auch etwas wütend gemacht hat. Und die mich zwingt, eine Entscheidung zu treffen, hier draussen im Wald, wo wir soviel Platz haben.
Airbnb verlangt, dass man sich verpflichtet, bei Interaktionen mit Gästen einerseits eine Maske zu tragen (Pflicht) sowie einen neuen Reinigungsstandard mit Desinfektionsmitteln etc. inkl. Maskenschutz beim Reinigen der Häuser. Wenn man diesen Richtlinien nicht zustimmt, wird der Kalender gesperrt. Nun, ich möchte mich hier nicht zu Corona äussern. Ich bin kein Coronaleugner, wie jetzt so viele genannt werden, die es wagen, gewisse Zweifel an den Massnahmen zu äussern. Aber wir hier in Schweden haben KEINE Maskenpflicht. Die Häuser auf der RelaxRanch haben alle einen Abstand von ca. 100 Metern, das Areal ist 9 ha gross und wir haben hier Platz ohne Ende, um den Sicherheitsabstand einzuhalten. Wir möchten hier keine Menschen mit Masken sehen und bitten dies zu akzeptieren. Und deshalb werden wir uns von Airbnb verabschieden und vertrauen darauf, dass die Menschen, die ihre Ferien maskenlos bei uns verbringen möchten, uns auch so finden werden.
Was macht die weltweite Situation mit uns allen? Ich sage bewusst nicht, was macht das Virus mit uns allen. Was macht die weltweite Situation mit mir persönlich? Es macht mich hilflos, ohnmächtig, manchmal verzweifelt, wütend, kopfschüttelnd und oft sprachlos. Begegnen wir uns in der Zukunft nur noch mit Masken? Und umarmen wir uns nur noch heimlich, wenn es keiner sieht? Und wenn ich niesen muss im Geschäft, ernte ich dann von allen Seiten missbilligende und ängstliche Blicke? Werden die Kinder ermahnt, sich nicht anzufassen?
Wie dankbar bin ich, hier draussen im Wald leben zu dürfen. Luft zum Atmen, Platz zum Ausdehnen. Was für ein Luxus in der heutigen Zeit. Platz für meine eigenen Gedanken. Ohne Diskussionen oder Kommentare. Die Gedanken sind frei, so hiess es einmal. Und wie ist das heute?
Ich wünsche allen einen wunderschönen Herbst und vertraue darauf, dass nächstes Jahr wieder viele Menschen den Zauber und die Ruhe auf der RelaxRanch geniessen können. Fühlt euch umarmt.
Herzlichst, Eure Ilvy