Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen von unserem süssen kleinen knuffigen Jack Russell-Prinzesschen Jonna. Jeder, der sie sieht, schliesst sie sofort ins Herz, denn sie sieht wirklich zum Anbeissen aus und ihr kleiner Schwanz steht immer wie eine Antenne hoch und kommt aus dem Wedeln gar nicht mehr heraus. Ganz selten hängt das Schwänzchen runter, meistens wenn ich mit ihr schimpfe, weil das zwischendurch halt auch mal sein muss. Lucky, unser Strassenhund aus Rumänien, der genau so süss aussieht wie sie, einfach ein bisschen räudiger, liebt es, sie im Spiel am Schwänzchen festzuhalten, während sie im Garten herumrasen. Aber das nur so am Rande.
Wir haben zudem zwei ebenso süsse Katzen: Jacky, 1 Jahr alt und eine super Mäusejägerin und seit ca. zwei Monaten Garfield, ein Katerchen. Lucky ist ganz vernarrt in Garfield und die beiden verstehen sich echt gut. Jonna liebt die Katzen auch, aber auf eine andere Weise. Sie möchte sie gerne töten! Denn Katzen sind Beutetiere! Und die jagt man! Das weiss doch jeder! Da hat es leider auch nichts genützt, die erste Katze Jacky zu nennen. Aber wie gesagt, das ist alles nur etwas Zugemüse zu der Geschichte und ich komme bald auf den Punkt.
Auf jeden Fall ist Jonna eine richtige Jägerin, wozu diese Rasse ja auch gezüchtet wurde. Und ich versuche sie auch zu beschäftigen mit Nasenarbeit, aber das Jagen macht ihr halt mehr Spass. Und ja ja, bitte liebe Hundetrainer und Hundesachverständigen, ich weiss, auf was ich mich eingelassen habe und will hier auch überhaupt nicht rumjammern. Trotzdem: wenn jemand einen Tipp hat, wie man aus unserer Jonna eine Katzenfreundin macht, dann dürft ihr euch gerne melden.
So! Jetzt aber zu der Geschichte. Ich war kürzlich bei meiner Nachbarin Tehres am Abend auf einen Kaffee eingeladen und weil sie zwei Hunde – Boston, ein grosser schwarzer Labradormischling und Ozzy, ein Australian Sheperd – und zwei wirklich grosse Kater – Nisse und Pissi – hat, die eigentlich fast grösser sind als unsere Jonna, sagte sie: «Nimm doch Jonna mit, dann kann sie sich mit den Katern «anfreunden». Denn die sind gross, sind sich grosse Hunde gewohnt und werden der Kleinen schon zeigen, wie man sich benimmt. Das ist ein gutes Training für sie.» Okej, dachte ich, und sagte ihr gleichzeitig, dass ich sie aber angeleint lassen würde. Wir fuhren also dahin, ich nahm meine kleine muskulöse Dame aus dem Auto, leinte sie an und wir betraten das Haus von Tehres. Ihre beiden Hunde standen schon an der Tür und begrüssten Jonna überschwänglich, wobei der Boston wohl etwas zu enthusiastisch war und sie ihn auch gleich eingeteilt hat. Klein aber oho. Leg dich nicht mit Jonna an. Denn sie weiss ganz genau, was sie will und was nicht. Ich setzte mich also hin, Jonna an der Leine neben mir. Nisse und Pissi waren im Wohnzimmer beobachteten meine Jonna gelangweilt und schläfrig. Unterdessen hatten sich Ozzy und Boston hingelegt und meine Süsse nahm direkt Witterung auf. Ihre kleine Nase reckte sich in die Luft und sie schnupperte und schnorchelte, als gäbe es kein Morgen mehr. Hier roch es eindeutig nach KATZEN! Tehres sagte, ich solle sie doch von der Leine lassen, das sei doch kein Problem. Ich wollte nicht! Doch ich liess mich dann doch überreden und dachte, okej, kann ja nicht gross was passieren. Schliesslich kommt sie ja nicht den Katzenbaum hoch, wohin sich die Kater locker flüchten konnten.
Ich weiss, für Hundetrainer ist es jetzt schon fast nicht mehr zu ertragen, deshalb vielleicht besser hier aufhören zu lesen.
Ich also Leine los, sag noch zu ihr: Bra…… (wollte eigentlich sagen: brav sein) und ZACK! Schon schiesst sie davon in Richtung Wohnzimmer. Dann hör ich es nur noch scheppern. Katzen fliegen durch die Luft, etwas Weisses fetzt zwischen meinen Beinen durch, wir hinterher ins Wohnzimmer, Jonna auf dem Sofa, Katzen auf dem Katzenbaum und vom Sofa aus, segelt meine Kamikaze elegant durch das Wohnzimmer vorbei am Fernseher und nimmt dabei eine sündhaft teure Mingvase mit, die an die Wand knallt und in tausend Scherben zerbirst. Okej, ich weiss, ich hätte Ruhe bewahren sollen, aber mein Puls war so hoch, dass er sich schon wie die Linie auf dem Herzapparat anfühlte, die den Herztod bestätigt. Ich rief STOPP und NEIN und HIERHER und PFUI! Wir versuchten ihr den Weg abzuschneiden, aber sie war schnell wie ein Windhund. Wieder im Esszimmer sah ich sie gerade noch durch die Katzentür flitzen, die in den Keller führte. Tehres ganz ruhig: «Das ist kein Problem, da unten im Keller kann sie höchstens Mäuse jagen und das ist gut.» Ihr könnt mir glauben, während ich das schreibe, schnellt mein Puls wieder in ungeahnte Höhen und ich frage mich echt, wie man ohne Rezept an Tranquilizer kommen kann.
Wir, ganz clever, positionieren uns also an der Katzentür. Ist ja ein leichtes, sie abzufangen, wenn sie da rauskommt. Denkste! Keiner, wirklich keiner kann sich vorstellen, wie wendig dieses kleine Ding ist. Raus aus der Lucke, unter meinem Allerwertesten durchgeflutscht und zurück ins Wohnzimmer. Neue Jagd, neues Glück. Die Kater sind inzwischen verschwunden und verstehen wohl die Welt nicht mehr. Ich hab sie flüstern gehört: «Was zum Teufel war das?????» Wir also hinterher ins Wohnzimmer, da hockt sie auf dem Sofa und pinkelt! Und Zack! Wieder runter! Was gibt es denn in diesem tollen Haus sonst noch, das ich zerstören kann, scheint sie zu fragen, denn jetzt spurtet sie aus dem Wohnzimmer ums Eck in den Korridor und die Treppe rauf, wo die Schlafzimmer liegen. Ich will hinterher und Tehres, immer noch die Ruhe selbst (sie MUSS irgendwas illegales schlucken!): «Ach lass sie, da oben kann sie nix anstellen.» Hej Leute, ich möchte es hier echt nicht auf die Spitze treiben, aber dieses Haus wird mein Hund NIE NIE NIE NIE wieder betreten. Sie hat oben dann noch auf zwei Betten geschissen und in den Korridor gepinkelt und anschliessend sind wir nachhause gefahren.
Ach ja, im Nachhinein hat sich – Gottseidank – die Vase aus der Ming Dynastie als eine von Ikea entpuppt. Trotzdem bin ich nach wie vor mit dem Jack Russell Virus infiziert. Und werde es wohl auch bleiben. Den eigentlich ist sie eine ganz Süsse.
Herzlichst
Eure Ilvy